Jesus Code Typo3

Eigentlich gehört er zu den Großen des Internets. Er hat zwar nicht ‘Google’ erfunden, aber eine Software, mit der unzählige Webseiten erstellt werden. Der 38-jährige Kasper Skårhøj erfand das Content-Management- System Typo3.

Allerdings verlangt er dafür kein Geld, sondern stellt es unter der ‘General Public Licence’ zur freien Verfügung. Das bedeutet, dass sie jeder Programmierer bei Bedarf selbst abändern darf. Sogar eine kommerzielle Nutzung ist erlaubt. Große deutsche Firmen wie DHL, Volkswagen, 3M, Europcar oder Lufthansa nutzen Typo3. Warum stellte Skårhøj Typo3 gratis ins Netz? Auf seiner Webseite erklärt er: »Mein christlicher Glaube sagt mir zwei Dinge: 1. Materialismus hat keinen bleibenden Wert. 2. Alles, was meine Kreativität hervorbringen kann, hat zum Ziel, Gott zu verherrlichen, denn er hat mir mein Talent gegeben. Für mich bedeutet das, dass ich mein Bestes der Welt in Form von ‘Typo3’ gebe.« Selbst in der Software ist ein eindeutiges Bekenntnis des Erfinders versteckt: Das Master-Passwort zum Freischalten ist eine Bibelstelle: Johannes 3,16.

Ein Workaholic kriegt die Kurve

Von christlichen Eltern erzogen, ging Kasper als Kind regelmäßig in die Kirche. Mit 13 wurde er getauft. Dennoch war der christliche Glaube für ihn viele Jahre nicht wirklich wichtig. Mit 22 zog er nach Kopenhagen und studierte Elektro-Ingenieurwesen. Allerdings nur ein Semester, denn das Internet verhieß allerhand neue Möglichkeiten zum Geldverdienen. Irgendwann bastelte Skårhøj an über 20 Webseiten, ein Content-Management-System (CMS) musste her. Das Programmieren sollte vereinfacht werden. Ein solches wiederum sollte verkauft werden. »Wir wollten mit dem CMS Geld verdienen, reich und berühmt werden, wie alle damals«, erinnert er sich. Doch der Preis dafür waren viele Nächte Arbeit, Wochen ohne nennenswerten Schlaf, Vernachlässigung der eigenen Körpersignale, der Seele, der Familie und Gottes. »Das war es nicht wert. Das ist nicht in toten Euro-Scheinen aufzuwiegen.«

Jesus wiederentdeckt

Kasper verließ seine Firma. »Ich brauchte irgendwie mehr. Ich liebte meine Arbeit, aber das konnte nicht alles sein.« Er begann, wieder in der Bibel zu lesen, ging wieder in die Gottesdienste. »Ich kannte Jesus zwar aus meiner Kindheit, aber jetzt lernte ich ihn ganz neu kennen.« Ein Jesus-Wort sprach ihn in seiner Situation besonders an: »Wir sollen uns keine Schätze hier auf der Erde ansammeln, sondern im Himmel. Ich verstand, was das heißt: Wenn jemand die Welt gewinnen möchte, wird er sich selbst verlieren. Darum geht es nämlich nicht im Leben. Aber ich war gerade beim Versuch, die Welt zu gewinnen.« Jesus Christus war nicht mehr irgendeine Philosophie, sondern der konkrete Weg in den Himmel. Als Kind habe er immer geglaubt, der einzige Weg, um Gott zu dienen, sei Pastor zu werden. Doch damals sei ihm klar geworden: Wie ein Geiger auf seinem Instrument schöne Musik hervorbringen kann, so erfreut sich Gott an den verschiedensten Talenten seiner Kinder. Sein Talent war das Programmieren. »Mein größter Wunsch wurde, dass Typo3 der Kirche nützlich sein würde. Oder Leuten, die kein Geld für ein kommerzielles System haben. Deswegen sollte es gratis sein.«

Manchmal bereue er es schon, Typo3 kostenlos bereitgestellt zu haben, gibt er zu. »Dann sage ich zu den anderen Typo3-Entwicklern: Seht mal, wie viel Geld andere Leute mit unserer Software machen! Wenn wir nur ein kleines bisschen davon abhaben könnten… Aber dann geht mir auf, dass es eine Falle ist, so zu denken. Hätte ich Typo3 verkaufen wollen, hätte ich eine Firma leiten und zudem viel Marketing betreiben müssen. Abgesehen davon wäre Typo3 wahrscheinlich nicht so bekannt geworden, wenn es etwas gekostet hätte. Typo3 ist ein Segen für so viele Menschen geworden, und das ist um Vieles wichtiger als mein Neid. Für mich ist es weiterhin nicht wichtig, reich zu werden.«

Mit der Arbeit an Typo3 hat Skårhøj eigentlich abgeschlossen. »Ich habe so lange daran gearbeitet, dass gewährleistet war, dass es von alleine weiterläuft. « Den Sitz des Typo3-Chefentwicklers gab er ab, feierlich zelebrierte er diesen Akt in einem Video für seine Fangemeinde. Als König verkleidet gibt er das Zepter ab. Was ihm die Zukunft bringt, ist noch offen. Skårhøj lebt zurzeit mit seiner Frau Rie und seinen Töchtern Amelie und Noomie in Kopenhagen.

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Quelle: Christliches Medienmagazin pro 5/2009, www.pro-medienmagazin.de